Berlin-Briefmarken
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Frage:
22.08.2012
Frage: Hallo Herr Köpfer,
hier ein paar Anmerkungen von mir zu Ihrer Antwort auf die Fragen von Frank aus Berlin:
Sie arbeiten auf Ihren Internetseiten und in ihrem Buch sehr schön und verständlich heraus, worauf man alles achten muss, um Spaß am Briefmarkensammeln zu haben / wieder zu bekommen. Dabei heben Sie immer besonders die Qualität hervor, auf die man bei einer Sammlung unbedingt achten muss, damit man auch in Zukunft Spaß daran hat, und die vor allem die Voraussetzung für eine wertmäßige Stabilität bietet.
Auch Marken aus Neuheitenabonnements erfüllen erstmal die rein technischen Kriterien: postfrische Marken von der Versandstelle werden kaum Mängel aufweisen, und auch der Versandstellenstempel ist zentriert und absolut klar lesbar. Nur ist bei diesen Marken, wie sich aus der Vergangenheit heraus gezeigt hat, das Kriterium der Werthaltigkeit nicht erfüllt. Den Preis, den man für diese Marken bezahlt hat, wird man bei einem Verkauf heute und in Zukunft nie wieder erzielen können. Der Michelwert ist völlig utopisch, und bei Händlern werden oft unter Berufung auf diesen Wert immer noch völlig überzogenen Preise verlangt. Daraus sollte man für sich selber Konsequenzen ziehen. Ihre Preisvergleich-Seite und einige Beispiele auf Ihren anderen Internetseiten geben da ja schon erste Einblicke auch für Sammler, die noch keine eigene Recherche bei eBay angestellt haben.
Wenn man das alles berücksichtigt, spricht aus meiner Sicht eigentlich nichts dagegen, wenn sich jemand dazu entschließt, qualitativ einwandfreie Marken ohne irgendwelche Besonderheiten zu sammeln und diese z.B. für 1€ - 3€ pro komplettem postfrischen Bund- oder Berlin-Jahrgang aus den 60er oder 70er Jahren bei eBay erwirbt und sich damit beschäftigt. Wertmäßig wird sich da nichts mehr tun, aber für den Spaß an der Sache ist das eine hinnehmbare Ausgabe.
Vielleicht führt ja auch dieser Weg dann zu einer Spezialisierung bzgl. des Sammelgebietes und damit zu Q1. Nach den reinen Marktregeln hat Frank schon recht, dass der Preis bei steigender Nachfrage (mehr Q1-Sammlern) steigen wird und vielleicht einzelne Marken, die es jetzt noch zu erschwinglichen Preisen gibt, dann sehr viel teurer sein werden. Aber es gibt so viele verschiedene Spezialgebiete, die in sich auch noch so vielfältig sind, und es ist m.E. nicht davon auszugehen, dass die Masse der Sammler innerhalb kürzester Zeit alle dem Q1-Gedanken folgen, so dass dieser Effekt wohl nicht so schnell eintreten wird. Das Wissen über das, was man tut und der Qualitätsgedanke sollte die herausragende Rolle spielen, denn dadurch kommt die Freude am Sammeln von ganz alleine. Und sowohl an Information als auch an Anregungen für die eigene Sammlung gibt es dazu gerade auf Ihren Seiten genug zu erfahren.
Mit freundlichem Gruß
Joachim Brisch
Antwort:
Hallo Herr Brisch, damit, Bund-, Berlin- oder DDR-Einzel-Marken bei eBay zu einem Bruchteil dessen, was sie einst gekostet haben, zu kaufen, kann man tatsächlich nichts falsch machen. Ich gebe Ihnen weiterhin recht, wenn Sie sagen, daß aus einer solchen Sammlung irgendwann eine Speialisierung entstehen kann - hier sogar wird, denn ein solcher Sammler wird nicht die oft das Sammeln beendende Enttäuschung erfahren, daß er mit großem finanziellen Einsatz einen wertlosen Flop produziert hat: das wenige, daß er heute dafür bezahlt hat, bekommt er wahrscheinlich immer wieder zurück.

Bei vielen mir gestellten Fragen taucht immer wieder der Verdacht auf, Briefmarkensammeln sei ein Hobby, das man mit kleinem und kleinstem Geldbeutel, möglichst sogar ohne irgendeinen Aufwand erfolgreich gestalten kann. Das ist nicht der Fall, sollte es auch nicht sein. Wir sind ja keine Bildchen- oder Schrottsammler. Es gibt in allen Preisbereichen schöne "Seltenheiten", die, logisch, bei größerer Nachfrage teurer werden, womit aber doch genau das erreicht wird, was wir uns alle "erträumen".

Ich habe mehrfach geschrieben, daß ich der Meinung bin, daß in der Philatelie jegliches Sonderangebot wertloser Schrott ist, Schrott aufgrund fehlender Q1-Qualität. Sammelwürdiges dagegen ist knapp und Q1-Qualität bei weitem nicht in ausreichendem Maße vorhanden.

Wir Sammler müssen uns die Frage stellen, was wir mit unserem Hobby außer einer wunderbaren Freizeitgestaltung eigentlich erreichen wollen? Wollen wir unser mühsam verdientes Geld zum Fenster rauswerfen, mit irgendwelchen unsinnigen Käufen vernichten? Oder wollen wir in kleinste, kleine, größere oder größte und mehr oder weniger seltene Objekte investieren, die wir zu jeder Zeit problemlos wieder verkaufen können?

Die Intensität und den Erfolg unseres Hobby bestimmen wir selbst, aber bitte egoistisch.