Berlin-Briefmarken
Näher betrachtet
Berliner BautenBerliner StadtbilderHeuss BerlinBedeutende DeutscheDeutsche Bauwerke IDeutsche Bauwerke IIBrandenburger TorDr. Gustav HeinemannUnfallverhütungIndustrie + TechnikBurgen + SchlösserBerliner FrauenserieSehenswürdigkeiten

Ab 15.05.1975 löste die Freimarkenserie "Industrie und Technik" (I+T) allmählich die bis dahin verwendete Serie "Bundespräsident Heinemann" ab. 1976, 1978 und 1982 wurde sie um jeweils notwendige Werte ergänzt und erreichte schließlich 23 Werte, die alle im das Sammlerauge erfreuenden Stichtiefdruck-Verfahren hergestellt wurden. Getrübt wird diese Freude allerdings durch den Umstand, daß der Stichtiefdruck wirklich schöne Stempel selten zuläßt.
Parallel dazu wurde ab 1977 die Rollenmarkenserie "Burgen und Schlösser", Nachfolger der Serie "Unfallverhütung", verausgabt, auf die ich an anderer Stelle eingehe.
Beide Serien wiederum wurden ab 1986 bzw. 1987 von den Serien "Frauen" und "Sehenswürdigkeiten" abgelöst.
Die Verkaufszeit der Serie "I+T" wurde durch zwei Portoerhöhungen in den Jahren 1979 und 1982 geprägt, die jeweils entsprechende Ergänzungswerte notwendig machten.
Schaut man sich die 2008 veröffentlichten Auflagenzahlen an, muß man feststellen, daß die so hoch sind, daß man Raritäten nun wirklich nicht entdecken kann. Die Hauptportostufen liegen zwischen rund 40 und fast 160 Millionen Stück, die übrigen zwischen 6 und 17 Millionen. Standardware (vordruckalbengerechte Trennung) ist auch hier wieder Massenware.
Ab 1978 geschah jedoch etwas, das diese Serie, wie auch "Burgen und Schlösser", total durcheinander wirbelte: eine geänderte, also "Neue Fluoreszenz" (NF) wurde "entdeckt". Während diese Neuerung bei "B&S" eine Menge Staub aufwirbelte, wurde sie bei "I +T" kaum beachtet, eigentlich nur nebenbei festgestellt. Und nachdem der "Michel" dann auch noch entschied, daß er diese "Neue Fluoreszenz" nicht katalogisieren würde - und das, obwohl die Post diese "neue" Ausgabe bei B&S ausdrücklich benannte, sie auch ohne weiteres erkannt werden konnte, war bei der breiten Masse der Sammler, falls sie überhaupt etwas davon mitbekommen hatte, jegliches Interesse daran verschwunden. Warum? Eine Ahnung habe ich. Damals ließ man sich noch vorschreiben, wie und was man zu sammeln hatte, Mitdenken war noch nicht so üblich. Im Gegensatz zu heute?
Das große Problem war und ist es noch immer: legt man zwei gleiche Wertzeichen mit unterschiedlicher Fluoreszenz nebeneinander, erkennt man mit bloßem Auge keinen Unterschied. Folge, man benötigt zu deren Erkennung eine Prüflampe, die nicht nur preislich erschwinglich ist, sie macht sich auch sehr schnell bezahlt, da man rasch und eindeutig die Unterschiede erkennen kann. Und das nicht nur bei I+T und B&S, sondern auch bei den Heuss-Marken vom Bund (Lumogen), der Serie "Berühmte Deutsche" (lt. Michel-Rollenmarken-Handbuch yI- und yII-Papier), der Ausgabe "Koblenz" (mit oder ohne Fluoreszenz) und vielem mehr.
Mit Prüflampe also überhaupt kein Problem. Die AF wirkt unter ihr blaßgelb, während die NF leuchtend gelb erscheint. Bei im Wasserbad behandelten, also abgelösten Marken wird man feststellen, daß die AF (im Papier) unter der Lampe unverändert ist, während die NF (auf die Marke aufgetragen) "ausgewaschen", bis in fleckiges weiß / gelb übergehend verändert ist.
Zwischenzeitlich hat der Michel begonnen, seinen "Fehler" stillschweigend zu korrigieren und diese Unterschiede zumindest bei den "B&S" schrittweise in seinem Handbuch "Rollenmarken" aufgeführt - und vor allem auch bewertet. Dazu, wie gesagt, an anderer Stelle mehr. Völlig unverständlich wäre es, wenn der Michel nun bei der einen Serie (B&S) die Unterschiede erfaßt, dies bei der Parallelausgabe (I+T) aber unterläßt.
Ob mit oder ohne den "Segen" des Michel ist es jedoch ein wirklicher Spaß, diese Serie differenziert zu sammeln, diese realen Unterschiede in der eigenen Sammlung zu dokumentieren.
1975 wurden die hauptsächlich gebräuchlichen Werte dieser Serie in logischerweise alter Fluoreszenz verausgabt, im Februar 1976 ergänzt durch die 20er und die 500er. Durch eine umfassende Portoerhöhung zum 1. Januar 1979 wurden dann im November 1978, sowie im Mai und Juli 1979 vier Ergänzungswerte verausgabt, die im Nachhinein einige Fragen aufwerfen.
Die 60er (MiNr. 582) erschien am 16.11.1978 in alter Fluoreszenz, ebenso die am 17.05.1979 verausgabte MiNr. 586 (230er).
Die 60er wurde mit der Portoerhöhung zum 01.01.1979 der häufigst verwendete Standardwert (Briefporto) und, so ist anzunehmen, deswegen mit sehr hoher Auflage in alter Fluoreszenz auf Vorrat gedruckt.
1982 wurde das Briefporto dann auf 80 Pfennige angehoben, worauf die 60er nur noch als Drucksachenporto Verwendung fand. Das wirft die Fragen auf, ab wann der Neudruck in NF erfolgte und welchen (sicher weit überwiegenden) Anteil an der Gesamtauflage von 63,5 Millionen Stück die AF hat? Hier wäre es sicher interessant zu erfahren, wann die Verwendung in NF begann.
Übrigens: die Verwendung zwischen dem 16.11. und dem 31.12.1978 als EF, was nur bei "schwergewichtigeren" Drucksachen oder im Berliner-Ortstarif und dort der zweiten Gewichtsstufe möglich war, stellt natürlich eine Besonderheit dar.
Die 230er (MiNr. 586) wurde, nur ca. 4 Wochen vor der Umstellung auf die NF, noch in AF gedruckt. Die Gesamtauflage beträgt 7,2 Mio. Stück. Es ist zu vermuten, daß auch hier die Erstauflage, da es sich ab 01.01.1979 um das sehr häufig benötigte Päckchenporto handelte, "sehr hoch" war. Die neuen Portostufen ab 1982 sahen dieses Porto nirgends mehr vor, so daß zu vermuten ist, daß der Nachdruck in NF nur eine relativ kurze zeitliche Lücke füllen mußte. Nur eine Vermutung, aber .....!
Die 150er (MiNr. 584) wurde am 12.07.1979, wie bis dahin üblich, in alter Fluoreszenz (AF) verausgabt, während die 180er (MiNr. 585), und das ist verwunderlich, am gleichen Tag in neuer Fluoreszenz erschien.
Fest steht jedenfalls, daß die Umstellung auf die NF ab Mai / Juli 1979 erfolgte. Ab diesem Zeitpunkt wurden nachzudruckende oder neu herauszugebende Werte ausschließlich auf Papier in NF ausgeführt.
Im Verlaufe der Zeit (also ohne genaues Datum) wurden auch alle Werte der 1975 und 1976 ausgegebenen Marken (MiNr. 494 bis 507) auf die NF umgestellt - mit einer Ausnahme: dem 120er-Wert (MiNr. 503), bei dem die 8 Mio. Stück in ausschließlich alter Fluoreszenz offensichtlich ausreichten.
Die im Juni und Juli 1982 ausgegebenen Ergänzungswerte, die wiederum durch eine Portoerhöhung notwendig wurden, gibt es ausschließlich in der NF.
Ab 1986 wurde diese Serie sukzessive durch die Freimarkenserie "Frauen" abgelöst.
Klar ist demnach, nachdem der Michel die NF quasi als "nicht sammelnswert" einstufte, daß bei der weit überwiegenden Zahl der Sammler die ursprünglich von der Post gekaufte bzw. gelieferte Version in alter Fluoreszenz als ausreichend angesehen wurde. Um die NF bemühte man sich also nicht mehr, was zur Folge hat, daß sie in den Sammelalben weitgehend fehlt. Geht man weiterhin davon aus, daß, wie damals (auch bei mir) üblich, dies mehrfach geschah, sind die 1975 und 1976 ausgegebenen Werte in AF in großen Mengen vorhanden - und, OK, zur Dokumentation auch notwendig. Dies betrifft die postfrische wie auch die gestempelte Version.
Weiterhin muß man in Überlegungen um diese Serie auch einbeziehen, daß 1991 noch gültige und zum 01.01.1992 ungültig werdende Berliner Briefmarken in weiterhin gültige bundesdeutsche Briefmarken getauscht werden konnten - häufig auch, weil man ja um die "Massenhaftigkeit" wußte, verbraucht wurden. Die Post hat sich nie zum Umfang dieser Aktion geäußert, man kann aber wohl davon ausgehen, weil viele Sammler damals schon erkannten, wie wenig Entwicklungspotential diese Massenmarken hatten, daß sie rege genutzt wurde. Was landete da im Schredder der Post?
Auch nicht oft angeboten: Bogenzähler
Interessant erscheinen auch noch Überlegungen zur 200-Pfennig-Marke (MiNr. 506) mit seiner gewaltigen 17 Mio.-Auflage. Dieser Wert diente bis zum 31.12.1978, also 3 ½ Jahre, zur Freimachung von Päckchen und war ab 01.01.1979 als EF kaum noch zu verwenden. Wann und wie viele Marken wurde hier noch in NF gedruckt?
Die 500er erreichte offensichtlich in der NF eine deutlich niedrigere Auflage als in der AF. Zumindest läßt die Durchforstung von gestempelten Beständen diesen Schluß zu.
Die Standardwerte zwischen 20 und 100 Pfennig, ausgenommen der 70-Wert, fanden über die gesamte Ausgabezeit, also in alter und neuer Fluoreszenz, in verschiedenen Versendungsarten lebhafte Verwendung.
Diese Serie in ihrer vielfältigen Gesamtheit sammeln zu wollen, bedarf aus ganz banalen Gründen eines ganz besonderen Aufwands: die Marken werden so gut wie gar nicht differenziert, also als "alte" oder "neue" Fluoreszenz angeboten. Man kauft oder tauscht also immer mit dem fehlenden Wissen der Zuordnungsmöglichkeit. Da jedoch die Preise (noch) nicht sehr hoch sind, kann man, so meine ich, ohne Probleme das Risiko eingehen, "mal die falschen gekauft zu haben".
Im postfrischen Bereich kann man Einzelmarken getrost vernachlässigen. Interessant erscheinen in besonderem Maße wieder die nach alter und neuer Fluoreszenz unterschiedenen Eckränder, und hier wieder die aus der rechten unteren Ecke, die es mit den Formnummern 1 - 3 gibt. Einheiten werden relativ wenig angeboten, Bogenlaufnummern ebenso - auch das könnte ein Ziel sein.
1, 2 und 3 - die möglichen FN der I+T
Gestempelt stellt diese Serie die gleichen extrem hohen Anforderungen wie jede andere Dauerserie auch, bietet vor allem aber unglaublichen Sammelspaß. Besonders gilt dies natürlich für den authentischen und prüfbaren Berlinstempel aus dem Postbedarf und, ganz klar, für den zentrischen Vollstempel im Besonderen, wobei durch den Stichtiefdruck bedingt, der glasklare Stempel noch schwerer zu finden ist. Die unterschiedlichen Fluoreszenzen geben der interessanten Suche natürlich noch einen besonderen Kick.
Die Katalogpreise (das sind die Preise, die der Handel erzielen möchte) bzw. der Sammlerwert (das ist der Preis, den der Sammler bei einem Verkauf seiner Marke(n) erzielt) sind auch hier wieder völlig unterschiedliche Dinge. Die Katalogpreise für die postfrische Erhaltung liegen schon deswegen völlig daneben, weil sie undifferenziert die alte und die neue Fluoreszenz im Preis gleich bewerten. Bezieht man den Preis auf die AF, sind die Notierungen meist viel zu hoch, für die NF überwiegend zu niedrig. Die Besonderheiten stoßen allerdings schon heute auf sehr großes Interesse: kürzlich wurde bei ebay eine 160er EZM in NF aus dem rechten unteren Eckrand mit Formnummer zu € 14,-- angeboten - ob sie verkauft wurde, weiß ich aber nicht.
Die Preise für die gestempelte Erhaltung beziehen sich auf prüfbar (Ort und Datum klar lesbar!) bundgestempelte Exemplare, berlingestempelte verdienen laut Michel-Spezial einen Aufschlag von 25 %. Ich denke, daß auch hier durch die genannte Undifferenziertheit ein völlig falsches Preisbild besteht, das sich allerdings nicht so einfach korrigieren läßt, weil Erfahrungswerte fehlen. Hier muß man die Entwicklung abwarten. Zu den gestempelten Besonderheiten läßt sich schon jetzt sagen, daß sie gesucht sind und allein schon deshalb preislich ganz schön hoch liegen.
Berlin 12? Kein Ersttagsstempel, deswegen sicher akzeptabel - bis besseres kommt.
Zusammengefaßt läßt sich feststellen, daß I+T ganz besondere, nicht immer sofort erkennbare Reize, gar Geheimnisse in sich birgt. Mit einer Zunahme des nach Fluoreszenzen differenzierten, des spezialisierten Sammelns wird sich, da bin ich mir sicher, sehr schnell herausstellen, daß einige Stücke nur schwer zu finden sein werden.
Entdecken Sie, welche das sind und stellen fest, daß gerade diese Suche der wirkliche Spaß beim Briefmarkensammeln ist - und den gönne, den wünsche ich Ihnen.