Berlin-Briefmarken
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Die erste Freimarkenserie Berlins, die bild- und farbgleich für Bund, dort war es bereits die dritte Variante, und Berlin verausgabt wurde, war dem ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland, Prof. Dr. Theodor Heuss gewidmet.
Mit ihren 5 Werten ist sie die "kleinste" Dauerserie und damit absolut überschaubar. Sie wurde als Bogen- und auch Rollenmarken 1959 verausgabt.
Lediglich drei Jahre vorher, also 1956, lösten die "Berliner Stadtbilder" die "Berliner Bauten" ab. Die letzten Werte der "Berliner Stadtbilder", die 3,-- DM wurde 1958 und die 8 Pfennig in neuer Farbe dunkelzinnober 1959 verausgabt - förmlich, wenn auch nicht von den Werten her, auf Kollisionskurs mit "Heuss".
Diese Serie war in einer Zeit, in der viel über die Akzeptanz von Dauerserien durch die Bevölkerung (Sammler?) gesprochen wurde, wohl eher als "Notnagel" zu bezeichnen. Das bestätigt sich auch dadurch, daß bereits zwei Jahre später, also ab 1961, die nächste Serie, "Bedeutende Deutsche", die, wie auch die darauf folgende, allerdings noch größerer Kritik ausgesetzt war, verausgabt war.
Wie aber ist die Heuss-Serie nun aus Sammlersicht einzustufen?
Um es vorweg zu nehmen, und das wundert niemanden wirklich, ist auch sie mit ihren hohen Auflagen in den postfrischen Standarderhaltungen eine "graue Maus" und in den Katalogen weit überbewertet.
Um 1960 herum hatte die Philatelie einen sehr starken Zulauf, der ganz eindeutig auf die tolle Preisentwicklung der postfrische Marken-Ausgaben von Bund, Berlin und der DDR der Jahrgänge 1948 / 1949 bis ca. 1955 zurückzuführen war. Jeder glaubte, und dem wurde von denen, die es eigentlich besser wissen mußten, nicht widersprochen, daß das mit den künftigen Ausgaben so weiter gehen würde. Es war für viele nur noch eine Frage der Zeit, wann man reich sein würde.
Postfrisch war "in", die eigenen Finanzen wurden geprüft - und dann wurden am Postschalter und immer stärker über Abo´s möglichst hohe Stückzahlen der Neuausgaben bezogen und gebunkert.
Zwischenzeitlich sind alle von der Realität eingeholt worden, insgeheim selbst die, die es immer noch nicht wahr haben wollen: die Alben quellen über von vordruckalbentauglichen, also ihrer Ränder beraubten, postfrischen und wertlosen Briefmarken, hier also Heuss-Einzel-Marken und Paaren.
Der spezialisierte Sammler hat da eine ganze Menge mehr vorzuweisen, zumindest aber, sich zu wünschen, denn er weiß, daß sich auf den Bogenrändern eine Reihe wirklich sammelnswerter Besonderheiten befanden, die nicht so häufig und demnach gesucht sind.
Bei den kleinen Werten, also 7, 10 und 20 Pfennig sind dort Druckerzeichen in bis zu 7 Varianten zu finden, bei den 40er und 70er-Eckrändern rechts unten, die Formnummern 1 und 2, und bei allen die interessanten Bogenzähler.
Postkarte im Ortsverkehr, echt gelaufen und portogerecht frankiert.
(PostkarteDZ)
Die ersten drei Werte, also die 7, 10 und 20 Pfennig weisen zwar keine Formnummern auf, sind aber trotzdem als rechter unterer Eckrand mehr als ein Bonbon. Ein Blick in Günther Schwarz´ hochinteressanten Spezialkatalog "Die Formnummern von Berlin" bestätigt dies.
Die 20er gibt es mit glatter und geriffelter Gummierung, was aus unterschiedlichen Druckarten, dem Platten- und Walzendruck, resultierte.
Die 20er im Plattendruck gibt es im Gegensatz zu allen übrigen Werten nur aus Bögen, also nicht als Rollenmarken. Diese Erhaltung, deren Auflage wohl nicht bekannt ist, ist an den roten Strichelleisten auf dem Bogenrand erkennbar. Unten mittig findet man eine HAN (Hausauftragsnummer), die sehr begehrt ist.
Mi-Nr. 184w (Walzendruck) und 184v (Plattendruck)
(PlatteWalzeDz)
Mi-Nr.184v mit HAN
(HAN)
Die gestempelte Variante hiervon ist demnach nur an einer eventuell noch vorhandenen Gummierung zu erkennen - oder, selbstverständlich, am anhängenden Bogenrand mit der Strichelleiste. Gestempelt ist sie also ganz klar etwas besonderes.
Interessant erscheinen die Rollenmarken, die es, wie bereits gesagt, bei allen Werten, außer der 20er im Plattendruck, gibt. Interessant vor allem deswegen, weil damals im Prinzip wenige auf diese Erhaltungsart achteten, Rollenmarken also kaum spezialisiert gesammelt wurden. Die Mehrheit der Sammler betrachtete wohl die Rollenmarken nicht als gesonderte Ausgabeart und sammelte viel lieber die qualitativ bedeutend besseren Bogenmarken, glaubte damit "komplett" zu sein. Die Folge war und ist, daß es postfrische Einzelmarken, waagerechte Paare und Viererblocks (?) in mehr als ausreichenden Mengen gibt, billigste oder gar wertlose Massenware, die kaum verkäuflich ist.
Schaut man sich jedoch die Auflagen der Rollenmarken unter diesem Aspekt an, sind die 4,1 Mio. Stück der 7 Pfennig, die 2 Mio. der 40er und vor allem die 1,5 Mio. der 70er hochinteressante Größenordnungen, zumal, wenn man bedenkt, daß sie von Sammlern unbeachtet, zur Freimachung verwendet wurden.
Die Rollen wurden einheitlich in 1.000er-Rollen hergestellt, wobei es jedoch bei den ersten drei Werten, also der 7, 10 und 20 Pfennig, je zwei unterschiedliche 1.000er Rollen gab. Bei der ersten Variante, wohl die häufigere, waren die rückseitigen geraden Nummern 4-, und die ungeraden Nummern 3-stellig (z.B. bei Elferstreifen 105-0110-115 oder 0100-105-0110). Bei der zweiten Variante sind die geraden und die ungeraden Nummern 4-stellig (0100-0105-0110).
Wenn wir uns nun die Rollenanfänge (RA) und -enden (RE) dieser Serie anschauen und einfach mal z.B. bei der 70er die Auflage von 1, 5 Millionen Stück Rollenmarken durch 1.000 (Rollengrößen) dividieren, kommen wir gerade mal auf 1.500 RA oder RE. Selbst bei der 7er sind es nur 4.100 Stück, bei der 40er 2.000 Stück. Das ist alles andere als Massenware und entsprechend kaum angeboten.
Die Leerfelder der Rollenenden wurden mit geriffelter Gummierung in grau und mit glatter Gummierung in grauem und gelbem Papier verausgabt. Als weitere Besonderheit sind zudem in einer Variante die Leerfelder mit einem roten Adlerstempel versehen.
Rechnet man nun noch die spitzen und die breiten Ausgleichszähne als Sammelvariante hinzu, dann werden die wenigen Werte der Rollenmarken schon zu einem Eldorado für den spezialisierten Sammler (nur für ihn?).
Von den vielen Briefmarkensammlern, die zwischenzeitlich oder schon seit langer Zeit ihre Liebe zu den möglichst zentrisch, auf jeden Fall aber mit leserlichem und somit prüfbarem und zeitgerechtem (die Heuss-Marken verloren am 31.12.1964 ihre Gültigkeit) Stempel entwerteten Marken entdeckt haben, wird nun die Frage kommen, wie Heuss gestempelt zu beurteilen ist.
Ganz einfach: spitze!
Nur findet man, zumindest bei den beiden Spitzenwerten, also der 40er und der 70er kaum den gesuchten glasklaren Stempel, da diese beiden Werte im ganzflächigen Stichtiefdruck hergestellt wurden, der die Stempelfarbe fast immer etwas verwischt erscheinen läßt.
Darüber hinaus ist es natürlich ohnehin, wie bei allen Dauerserien, eine wirkliche Sisyphusarbeit, einen zentrisch gestempelten Satz zusammen zu tragen.
Kompletter Heuss-Satz, gut bis sehr gut gestempelt.
Warum nur sind die kleinen Werte so schwer zu bekommen?
(HeussSatz)
Dies gar für einen Rollenmarkensatz zu erreichen halte ich für fast ausgeschlossen, denn bei den gestempelten Einzelmarken mit Nummern ist einfach festzustellen, daß sie wohl alle aus dem normalen Postgebrauch stammen und folglich äußerst selten mal einigermaßen zentrisch gestempelt sind und zudem, noch seltener, eine komplette rückseitige Nummer aufweisen.
Und, keinen wundert es, die absolute Spitze stellen hier die Rollenanfänge und -enden, die schon postfrisch kaum zu bekommen sind, in ihrer gestempelten Erhaltung dar.
Alle Einheiten, waagerechte Paare als Bogenmarkennachweis, aber auch senkrechte Paare sind möglichst zentrisch gestempelt richtige Besonderheiten, die äußerst selten angeboten werden. Fast aussichtslos wird es, wenn man nach gestempelten Druckerzeichen, Formnummern, der HAN und Bogenzählern sucht.
Und es ist nicht überraschend, wenn man tatsächlich mal etwas davon angeboten bekommt, daß die Gefahr, eine Fälschung vor sich zu sehen, enorm groß ist.
Es ist generell und dringend anzuraten, alles, was über einem Katalogwert von € 25,00 liegt prüfen zu lassen.
Apropos Stempel. Besonders interessant sind auch hier die verschiedenen Stempelvarianten. 1959 verausgabt, kann man einmal noch, wenn man Glück hat, den Zweikreisstempel mit durchgehender, überwiegend jedoch den mit der auf den Innenkreis beschränkten Datumbrücke finden, aber auch, ab ca. 1961, die Serie hatte, wie schon gesagt, bis 31.12.1964 Gültigkeit, den Stempel mit Postleitzahl. Ein Traum ist die Vorstellung, man hätte drei zentrisch mit den drei Stempelvarianten gestempelte komplette Sätze zusammengetragen - phantastisch.
Im Briefe-Bereich sind die Standard-Portis noch relativ leicht zu bekommen. Schwierig wird es bei den Mehrfachfrankaturen, besonders den Paaren, den waagerechten wie den senkrechten, bei letzteren vielleicht sogar mit Rollennummer, was man bei weißen Briefumschlägen, direkt vor eine Lampe gehalten, gut erkennen kann.
(PaketkarteV
(PaketkarteR)
Ein Zuckerstückchen: vorder- und rückseitig portogerecht
freigemachte Paketkarte vom 10.10.1960
Wie es bei den DZ, den FN, den Bogenzählern oder der HAN auf Brief aussieht kann sich ja nun jeder denken: das sind dann wahre Schätzchen.
Zieht man nun ein Fazit, muß man feststellen, daß die "kleinste" Dauermarkenserie Berlins bei weitem nicht die uninteressanteste ist. Auch sie birgt wieder so viel tolle und sicher teils enorm seltene Varianten, daß man ihr einfach Beachtung schenken muß.