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Frauen der deutschen Geschichte Berlin "Berliner Frauen": Wertsuche

Frauen der deutschen Geschichte Berlin
Ab 1986 beginnend, und mit der letzten Ausgabe 1989, zumindest in Berlin, endend, löste eine neue Freimarkenserie die bis dahin verwendete Serie "Industrie und Technik" ab: "Frauen der deutschen Geschichte".
Daß sie eine besonders gelungene, für viele gar die schönste aller Nachkriegsausgaben ist, steht außer Frage. Hier ist dem Entwerfer, Herrn Aretz ein wirklich großer "Wurf" gelungen. Während sie beim Bund 17 Jahre lang Marke um Marke ergänzt wurde und letztendlich aus 39 Werten bestand, gerieten die Berliner aktuellen Ausgaben in den Sog die Welt verändernder politischer Ereignisse.
Mit der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 bzw. der letzten Ausgabe einer Berliner Briefmarke am 27. September 1990 ("Adolph Diesterweg" - MiNr. 879) endete das Sammelgebiet "Berlin (West)" als Ausgabeland von Briefmarken.
In diesen verrückten Zeiten lief nach dem Fall der Mauer nichts mehr so wie gewohnt. Die Sammler bewegten sich relativ orientierungslos in drei verschiedenen "Postbereichen", die plötzlich alle ineinander liefen. Die Briefmarken der Bundesrepublik Deutschland, des Verkehrgebiets Ost (VGO) und ehemals DDR und Berlins waren ab 1.7.1990 in allen drei Bereichen gültig, konnten sogar bunt durcheinander geklebt verwendet werden. Selbst die Gebührenhöhen im VGO waren bei den Schalterbeamten oft nicht eindeutig präsent.
Der offizielle Weg war der, daß ab 1.7.1990 als Übergang für das ehemalige DDR-Gebiet unter der Länderbezeichnung "Deutsche Post" 22 Postwertzeichen verausgabt wurden, die letzten 6 Werte davon am 2. Oktober 1990, einen Tag vor der Wiedervereinigung.
Ab dem 3. Oktober 1990 war die ehemalige DDR eingegliedert - wurde postalisch zum "Verkehrsgebiet Ost" (VGO) - und (schleppend) mit Briefmarken der Deutschen Bundespost versorgt. Das galt auch für "Ostberlin".
Die "Berliner Frauen" gingen dabei etwas unter, die hatte man bereits in der Sammlung, denn die letzten beiden Werte dieser Serie wurden ja schon im August 1989, also 3 Monate vor dem Mauerfall verausgabt. Und im täglichen Postbedarf wurden sie ohnehin nicht häufig nachgefragt oder gar verbraucht.
Dieses Unbeachtetsein endete schlagartig mit der Meldung, daß die Berliner Frauen "knapp" seien, gesalzene Preise verlangt und auch bezahlt würden. Jeder wollte natürlich, möglichst mehrfach, in den Besitz dieser Marken gelangen, bevor die Preise ins "Unermeßliche" steigen würden. Es setzte ein ungeahnter Run auf diese Serie ein, die Preise stiegen und stiegen und stiegen. Und eben diese erwartete Entwicklung verhinderte dann wohl auch, daß die "Frauen" in den bis 31.12.1991 möglichen Umtausch in gültig bundesdeutsche Marken flossen.
Seit damals, also seit fast 20 Jahre, sind diese hohen Preise Blickfang in den Katalogen und einträgliches Geschäft für den Handel - und das alles, obwohl sie in fast allen Erhaltungsarten Massenware, ohne irgendwelche positive Zukunft und damit schlicht nur von geringem Wert sind - und bleiben werden.
Wenn man weiß, und das sollte zwischenzeitlich bei allen Sammlern angekommen sein, daß Katalogpreise nicht für den Sammler gemacht werden, sondern für den Briefmarkenhandel, also Preise sind, die der Handel gerne erzielen möchte, dann kapiert man sehr schnell, wie dieser Markt zu Lasten der Sammler aufgebaut ist.
Ich habe im April 2010 aufgrund vieler Einzelauktionen im Internet einmal die Preise analysiert, die bei Auktionen mit "1-Euro-Start-Preis" letztendlich für die Frauenserie erzielt wurden und kam auf erwartbare und trotzdem erschreckende Zahlen.
Für eine EZM-Serie wurden € 4,04 im Durchschnitt erzielt, was 70 % unter dem ehemaligen Postpreis liegt und sage und schreibe rund 94 % unter dem Michelpreis, oder anders herum gesagt, liegt der Michel-Preis um 1.732 % über dem Durchschnittspreis. Die Untersuchung habe ich in meinen News Mai 2010 veröffentlicht und Sie können sie weiter unten nachlesen.
Die selbe maßlose Überbewertung kann man auch bei den Ersttagsblättern, den Ersttagsbriefen und den 08/15-gestempelten, häufig nicht mal prüfbaren Marken beobachten.
Wenn man solche Marken als Lückenfüller sucht, dann bitte nur über Internet-Auktionen, denn dort zahlt man Preise, die man beim Wiederverkauf (je nach Qualität) auch wieder erzielen kann.
Wars das, was man zu dieser tollen und schönsten Freimarkenserie sagen kann? Nein, beileibe nicht, denn da steckt weit mehr drin. Man muß nur nachdenken, umdenken - und konsequent handeln.
JEDE Bund-, Berlin- und DDR-Marke ist
  • als postfrische EZM massenhaft vorhanden und kaum von Wert, als Sammelobjekt auch in 100 Jahren wohl nicht mehr verkäuflich,

  • gestempelt sind die Massen noch viel größer, bei Freimarken auch schon mal milliardenfach vorhanden und in den schlechtesten Qualitäten damit wertlos,

  • annähernd 400.000 Ersttagsblätter übersteigen jede Nachfrage um ein Vielfaches, erreichen bei Internet-Versteigerungen oft gerade mal 5 Cent (auch Frauen!) pro Stück,

  • unendlich viele Ersttagsbriefe (FDC) schließen jede positive Wertentwicklung aus.
Wie schaut es jedoch mit den Randzudrucken, den Eckrändern, den Paaren und 4er-Blöcken aus? Man kann vielleicht mal darüber nachdenken, daß es z.B. von der MiNr. 845, der 250er, 68.860 Bögen á 100 Stück gab, also jede Ecke auch 68.860 mal. Demnach gibt es von den Ecken mit Formnummern (1, 2 und 3) je "nur" rund 23.000 Stück. Und sicher wanderte nicht jede Ecke in Sammlerhand, eher in die Papierkörbe der Schalterbeamten
Und wie viele dieser "Frauen" wurde im täglichen Postgebrauch verwandt? Und wie viele davon in Berlin, also mit Berliner Stempel? Gleichgültig ob als EZM, in Einheiten, mit Rändern oder als Eckränder und hierbei gar mit Formnummern?
Klar, daß gestempelte Briefmarken, deren Stempel nicht les- und damit prüfbar sind, nicht sammelwürdig und wertlos sind. Wie viele der prüfbaren Marken haben einen Berlin-Stempel? Gar den eines kleinen Berliner Postamtes? Und wie viele davon sind zentrisch gesetzt?
Und was findet man an "Frauen-Briefen", die mit Einzelmarken, Mehrfachfrankaturen oder auch in Mischfrankatur mit den höheren Werten freigemacht wurden - und was davon ist wieder in Berlin abgestempelt und echt gelaufen? Und auch hier geben die Katalogpreise nicht die Spur einer realen Bewertungshilfe.
Das alles ist, zumal bei den "Frauen", sehr knappes Sammelgut, das jedoch in den Katalogen keine Beachtung bzw. Bewertung findet. Deshalb größte Vorsicht beim Umgang mit diesen Katalogpreisen. Bei den Standardmarken sind die Preise, egal ob postfrisch oder gestempelt fast immer (bis zu 95 %!) viel zu hoch, beim Verkauf wird auch gerne mal das Besondere, weil im Katalog undifferenziert bewertet, obwohl weit mehr wert, niedrigst, möglichst als uninteressant angesehen - und trotzdem gnädig erworben.
Das betrifft übrigens nicht nur die "Berliner Frauen", sondern im Grunde jedes Sammelgebiet. Standard ist Massenware und wird wertlos bleiben, das Besondere jedoch, wie beschrieben, hat Zukunft.
Jedoch wird man schnell merken, daß der Wunsch, etwas besonderes haben zu wollen und es zu bekommen, zwei paar Stiefel sind. Und das wiederum läßt den Schluß zu, daß alles, was nicht einfach zu bekommen ist, seltener und teurer ist. Nur, was ist besser? 100 Euro in ein Abonnement zu stecken, mit dem man wertlose Massenware erwirbt, oder 100 Euro in eine Marke, die ihren Wert hält bzw. weiter steigert?
Zum Schluß noch eine Warnung. Ich lasse JEDE Marken, deren Wert bei € 25,-- oder höher liegt, prüfen - und bekam kürzlich eine MiNr. 845 (250er) mit dem Signum "Stempel falsch" von Herrn Andreas Schlegel zurück.
"Berliner Frauen": Wertsuche
Spricht oder schreibt man über die Berliner Ausgabe, dann klingt immer auch eine gewisse Hochachtung und Freude durch. Gerne erinnern wir uns an die Jahre der Wiedervereinigung - und in diesem Zusammenhang an die Spannung, die diese Serie verursacht hatte. Eine kleine überschaubare Freimarkenserie mit "Potential", das war überraschend, das gab es schon lange nicht mehr.
Über die Frauen selbst, das bestätigt u.a. Wikipedia, kann man nur mit Hochachtung sprechen, philatelistisch gesehen gibt es jedoch wenig Erhebendes.
Die damals sprunghafte Entwicklung der Katalogpreise hatte zu einem Run auf die postfrische Erhaltung geführt. Und so ist es auch in diesem Fall wie immer, jeder Sammler hat diese Serie, auch mehrfach, in seinen Alben. Massenware.
Gestempelt fand sie jedoch offensichtlich überhaupt keine Beachtung, was zu der heutigen Situation führte: sie ist in sammelbarer, also berlingestempelter, gar zentrisch vollgestempelter Qualität aus dem täglichen Postgebrauch so gut wie nicht zu finden.
Wie stellt sich nun jedoch diese Serie wertmäßig im Internet dar?
Michel weist für die postfrische Erhaltung einen Katalogwert von € 70,--, für die gestempelte einen von € 220,--, für die berlingestempelte Variante gar € 275,-- (25 % Aufschlag) aus. Hört sich gut an, in Wirklichkeit gibt es jedoch nur ganz wenig, dafür aber teilweise strahlendes Licht - der ganze Rest ist Schatten.
Der Postpreis betrug damals DM 26,25, was einem Euro-Preis von 13,42 entspricht.
Ich habe mir 14 Tage lang im Internet die "Verkaufserfolge" dieser Serie angeschaut und war allerdings, weil ich das schon lange beobachte, nicht wirklich überrascht.
Als postfrische Einzelmarken wurde die Serie in dieser Zeit 17 mal angeboten, wobei ich die massenhaften, teils extrem teuren "sofort kaufen" -Angebote überhaupt nicht beachtete. Die Zuschlagspreise dafür lagen zwischen € 1,00 und € 8,--. Ich habe den niedrigsten und den höchsten Zuschlag jeweils gestrichen, die restlichen 15 Posten (zwischen € 1,-- und € 7,19) addiert und durch 15 dividiert.
Daraus errechnet sich ein durchschnittlicher Satz-Preis von € 4,04, was gegenüber dem ehemaligen Postpreis einem Verlust von 70 % entspricht!
Stellt man dem durchschnittlichen Verkaufspreis von € 4,04 den Michel-Preis von € 70,-- gegenüber, muß man feststellen, daß dieser um 1.732 % zu hoch angesetzt ist, oder andersherum, diese Serie zu rund 5,8 % vom Michel zu haben ist.
Ein postfrischer Satz von Einzelmarken aus der rechten unteren Ecke mit gemischten Formnummern (1 - 3) erreichte einen Verkaufspreis von € 30,53!
Postfrische 4er-Blöcke wurden in diesem Zeitraum drei mal angeboten und erzielten in der Standard-Version € 23,38, vom Oberrand € 33,-- und als Eckrand aus der rechten oberen Ecke € 48,50.
Gegenüber den EZM ist zumindest ein erhöhtes Interesse festzustellen. Der 4er-Eckrand erzielt demnach immerhin fast 90 % des Postpreises. Aber selbst bei dem wesentlich besser dotierten Eckrand liegt der Michel auch wieder um rund 577 % zu hoch.
Ein Standard-Paarsatz erreichte € 9,38 (Postpreis € 26,84).
An der gestempelten Version der "Frauen" ist ein deutlich erhöhtes aber auch gespaltenes, vor allem aber in seinen höchsten Ansprüchen nie erfülltes bzw. kaum erfüllbares Interesse festzustellen.
Regelmäßig, man kann sagen sehr häufig (meine langfristige Beobachtung), werden nicht prüfbar gestempelte Komplettserien angeboten und, lustigerweise, obwohl wertlos, auch alle ersteigert. Es handelte sich ausschließlich um ¼-Eckstempel, größtenteils Ersttagsstempel (zertrennte mittig gestempelte 4er-Blöcke?), natürlich auch sonstige Fragmente, mühsam zu erkennen, daß sie teils aus Berlin waren. Ich gehe jedoch davon aus, daß es einen Katalog- oder Verkaufswert nicht gibt.
Hier habe ich 7 Angebote beobachtet, das höchste und niedrigste Gebot gestrichen, und kam bei den restlichen fünf auf einen Durchschnitts-Verkaufspreis von € 8,67.
Eine weitere Gruppe bestand ausschließlich aus Ersttagsvollstempeln (viel Berlin-12). Hier konnte ich 10 Angebote beobachten, von denen ich auch wieder das niedrigste und das höchste strich. Die übrigen acht (zwischen € 18,50 und € 31,10) erreichten dann einen durchschnittlichen Verkaufspreis von € 25,18.
Hier ist also zumindest mal ein fast verdoppelter Postpreis erzielt worden - jedoch für wertlose, nicht prüffähige Sätze. Was den Michel-Katalogpreis anbetrifft, geht man bei den "Berlin-12-Stempeln" von einem Zuschlag von 25 % aus, liegt dieser bei € 275,--, also um fast 1.100 % über dem realen Verkaufspreis.
Ein paar Besonderheiten möchte ich getrennt erwähnen.
Da war einmal ein kompletter EZM-Satz aus der rechten unteren Ecke mit gemischten Formnummern, von der Versandstelle Frankfurt gestempelt. Er erreichte einen Verkaufspreis von € 68,--.
Ein Satz 4er-Blöcke, Ersttags-Sonderstempel Berlin, wurde für € 100,-- verkauft.
Zieht man nun ein Resümee, stellt man zuallererst fest, daß es nicht ein einziges (auch in den letzten Monaten nicht!) Satz-Angebot gab, das aus dem normalen Postbedarf resultierte. Weder mit prüfbaren Teil- und schon gar nicht mit Vollstempeln. Als Einzelmarken werden oft die Standardportis, also 50, 60, 80 und 100 Pfennig angeboten, ab 130 Pfennig ist jedoch nichts zu finden.
Und auf Brief? Standardporto ja, der Rest, gar als Mehrfachfrankatur, Fehlanzeige.
Diese Beobachtungen und Interpretationen, die auf jahrelangen Erfahrungen basieren, lassen der Phantasie nun freien Lauf.
Ein wenig herausheben kann man im postfrischen Bereich vielleicht noch Eckrandsätze, hier besonders die rechte untere Ecke und Bogenlaufnummern, der Rest ist, leider, Massenware.
... und, last not least, wieder einmal fallen diese krassen Diskrepanzen zwischen den Katalogpreisen (Verkaufspreisen des Handels!) und den realen Sammler-Verkaufs- oder Kaufpreisen auf: man kann also im Handel einen Berliner Frauensatz z.B. zu 70 % vom Katalogpreis, also für € 49,-- kaufen, der im Internet zu € 4,04 zu haben bzw. zu verkaufen ist?