Berlin-Briefmarken
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Allgemein Bogenmarken Fluoreszenzen
Rollenmarken Sammelempfehlung Markenheftchen und Zusammendrucke

Allgemein B & S
Eine Rollenmarkenserie, die den Postalltag über 10 Jahre begleitete, extrem viele Überraschungen bot - und noch in sich birgt.
Am auf das Vordruckalbum fixierten Briefmarkensammler gingen und gehen die Besonderheiten des Briefmarkensammelns weitestgehend vorbei. Diese Art zu sammeln, und da spreche ich aus eigener und schmerzlicher Erfahrung, reduziert das Briefmarkensammeln überwiegend auf die Einzelmarke. Die Folge ist, daß dort die Serie B&S mit 21 Briefmarken als komplett abgehakt wurde.
Dabei hätte der Blick über den berühmten Tellerrand derbe Enttäuschungen erspart, und viel wichtiger, eine ganze Menge Sammelvergnügen bringen können. Alleine die 30er dieser Ausgabe gibt es in sieben verschiedenen Varianten.
Aber Eins nach dem Anderen.
Am 13.01.1977 startete die Deutsche Bundespost die "neue" Rollenmarkenserie Burgen und Schlösser (B&S), die die Nachfolge der Rollenmarkenserie Unfallverhütung darstellte. Die ersten acht Werte erschienen 1977, die im Michel unter den Nummern 532 bis 540 erfaßt sind.
Zur umfänglichen Portoerhöhung am 1.1.1979 erschienen mit den Michel-Nummern 587 bis 590 vier weitere Werte, die das Porto für Massendrucksachen (25 Pfennig), den Auslandsbrief (90 Pfennig), Päckchen (230 Pfennig) und das einfache Einschreiben (150 Pf. + 60 Pf = 210 Pfennig) darstellten.
Eine weitere deftige Portoerhöhung kam am 1.7.1982. Massendrucksachen kosteten nun 35 Pfennig (60 % mehr!), der Standardbrief 80 Pfennig (32,5 % mehr), der Auslandsbrief 120 Pfennig, das Einschreiben 280 Pfennig und das Päckchen 300 Pfennig. Genau dies waren auch die Wertstufen der im Juni und Juli 1982 neu verausgabten Marken.
Außerdem wurden in den Jahren 1979 und 1980 drei bereits 1977 erschienene Wertstufen, 40, 50 und 60 Pfennig, in neuen Zeichnungen und Farben heraus gegeben.
Bis zur Freimarkenserie "Deutsche Bauwerke aus 12 Jahrhunderten" (MiNr. 242 bis 249, kleines Format, 1964/1965) waren diese immer gleichzeitig Frei- und Rollenmarken. Ab der Freimarkenserie "Deutsche Bauwerke aus 12 Jahrhunderten" (großes Format, MiNr. 270 bis 285) trennte die Post die Funktionen und gab parallel als reine Rollenmarkenserie das Motiv "Brandenburger Tor" (MiNr. 286 bis 290) heraus.
Da Rollenmarken sehr häufig seitlich eine mangelhafte Zähnung aufweisen, wurden Überlegungen der Post, den ABO-Kunden einwandfrei gezähnte Marken liefern zu wollen, dadurch umgesetzt, daß man speziell hierfür eine limitierte Anzahl Bogenmarken herstellte. Nach deren baldigem Ausverkauf gab es die Serie dann nur noch als Rollenmarken.
Bogenmarken B & S
Die Bogenmarken B&S weisen übrigens im Gegensatz zu den SWK keine Formnummern auf. Andererseits findet man auf den Bogenrändern hochinteressante, sehr sammelnswerte sogenannte Plattenzeichen: Farbstriche, -kreise, -punkte und -quadrate.
Um übrigens einen hervorragenden Überblick über die Bogenrandzudrucke und vor allem ihre Erklärung bzw. Bedeutung zu bekommen, empfehle ich von Günther Schwarz "Auch der Bogenrand ist interessant". Ein tolles Werk.
Dadurch, daß die Bogenmarken nur parallel zur Neuausgabe von Rollenmarken produziert werden, ist natürlich auch klar, daß künftige Änderungen irgendwelcher Art diese Bogenmarken nicht betreffen können. Und diese Änderungen kamen bei den B&S, denn, wie auch bei der Freimarkenserie Industrie und Technik (I+T), veränderte die Post die Fluoreszenzen. Es sollte eine teilweise Umstellung von alter Fluoreszenz (AF) zu einer neuen Fluoreszenz (NF) geben, einer Teilausgabe in ausschließlich NF und bei einigen Werten auch ein neues Druckverfahren (Letterset) angewandt werden. Den nachfolgenden Brief mit Bogenmarken als MeF kann es also nur in alter Fluoreszenz geben.
Während man bei I+T den Beginn des Einsatzes dieser neuen Fluoreszenz auf das Jahr 1978 (erste Marke in nur NF bei gleichzeitiger Ausgabe eines Wertes in AF) festmachen konnte, wurden bei B&S die Teilausgaben 1978, 1979 und 1980 jeweils noch in AF verausgabt, ehe eine Umstellung auf die NF erfolgte.
Wie schon bei I+T erklärt, hat der Michel die Aufnahme dieser von der Post bei B&S ganz klar als Neuerung dargestellten Änderung in die Kataloge abgelehnt: die Marken seien manipulierbar. Das war jedoch nicht der Fall. Postfrisch ist unter der Prüflampe eine klare Unterscheidung möglich: die AF leuchtet blaßgelb, die NF leuchtend gelb. Nach dem Ablösen im Wasserbad tritt jedoch bei der NF, im Gegensatz zur AF, eine allerdings nur unter der Prüflampe sichtbare Veränderung ein: die aufgetragene Fluoreszenz wirkt fleckig in vielen verwaschenen Farbnuancen von weiß bis leuchtend gelb. Demnach ist also eine klare Unterscheidung immer möglich.
So sehr man sich damals über diese Ignoranz von Tatsachen geärgert hatte, so positiv erscheinen heute die Folgen.
Schauen wir einmal auf die Jahre 1978 bis 1981 zurück. Mit großer Aufregung entdeckten Sammler, daß es auch B&S in einer veränderten Fluoreszenz gab. Die Stangendeckel (Verschlußteller mit Inhaltsangabe für jeweils 10 Rollen Rollenmarken) wiesen den Zusatz "Geänderte Fluoreszenz" (s. Abb.) auf. Nach einer munteren Diskussion unter den Sammlern entschied der Michel: nein, nehmen wir nicht in die Kataloge auf, basta. Nun, für viele ist der Michel die Bibel, und so verstummte jegliche allgemeine Diskussion schlagartig. Das war ja auch irgendwie positiv: man mußte nicht noch mal für im Übrigen gleichaussehende Marken Geld ausgeben. Die bei der jeweiligen Neuausgabe gekauften Marken galten als komplett - und nur die befinden sich nach wie vor in den Alben - undifferenziert. Schaut man sich mal bei ebay die Angebote von B&S und I+T an, stellt man fest, daß es dort zu über 99 % keine Unterscheidung der Fluoreszenzen gibt.
Im "Michel Handbuch-Katalog Rollenmarken Deutschland" wurden zumindest schon mal die Rollenenden nach alter und neuer Fluoreszenz unterschieden, ehe klammheimlich (warum eigentlich?) und sensationell im 2006er Handbuch-Katalog Rollenmarken die B&S in fast der "ganzen Breite" nach alter und neuer Fluoreszenz unterschieden wurde. Und nicht nur das, die dort zu den Auflagen gemachten Angaben lassen hochinteressante Schlüsse zu, z.B. die, wie hoch die Auflagen der Bogenmarken waren.
Unabhängig von dieser sensationellen Meinungsänderung des Michel hatten die Spezialsammler der Rollenmarken und Markenheftchen schon von Anfang an diese Ausgabevarianten gesammelt und über annähernd 10 Jahre ein spaßbringendes, vielfältiges, hochinteressantes Sammelgebiet bearbeiten dürfen - ehe es von den Sehenswürdigkeiten abgelöst wurde.
Mehr und mehr Sammler scheinen nun zu erkennen, daß gerade Berlin mit seiner überschaubaren Markenmenge und seinen vielen "Geheimnissen" und noch "versteckten" Möglichkeiten eine sehr gute Grundlage für erfolgreiches Spaßsammeln bietet.
Fluoreszenzen B & S
Die 1977, 1978, 1979 und 1980 verausgabten Werte der Rollenmarken-Serie B&S erschienen alle in der (später) sogenannten alten Fluoreszenz (AF). Die Post setzte zu einem nicht genau feststellbaren Zeitpunkt, wohl aber ab Juni / Juli 1978 und je nach Notwendigkeit des Nachdrucks, technische Fortschritte um und benutzte hierfür ein Papier, bei dem die Fluoreszenz nicht mehr, wie zuvor, in das Wertzeichenpapier eingearbeitet ist, sondern auf die Marken aufgetragen wurde. Mit Ausnahme der MiNr. 535 (40 Pfennig) und 536 (50 Pfennig) und 537 (60 Pfennig) wurden alle Werte in der Folgezeit in NF verausgabt.
Diese andere, neue Fluoreszenz (NF) stellte eine unter der Prüflampe klar erkennbare neue Ausgabe dar - und wurde durch die Post auch so dargestellt. Der Michel verweigerte damals, aus welchen Gründen auch immer, die Aufnahme in seine Kataloge. Lediglich die Rollenenden unterschied der Michel in seinem Handbuch-Katalog nach alter und neuer Fluoreszenz.
2006 kam es, eben in diesem Katalog, jedoch zu einer überraschenden Wende: der Michel katalogisierte und bewertete dort alle Marken von B&S mit rückseitiger Numerierung, also die EZM, 3er-, 5er-, 6er- und 11er-Streifen und Rollenanfänge auch in der neuen Fluoreszenz.
Was mich damals zuerst wunderte, ich später jedoch als logisch empfand, war der Umstand, daß die Briefmarkenzeitschriften diese an sich sensationelle Nachricht nicht kommentierten - mit keinem Wort. Diese Zeitschriften sind alle Sprachrohre des Handels und eben dieser Handel ist in keiner Weise auf eine Nachfrage aus dieser Ecke vorbereitet. Alle Bestände von I+T und B&S sind dort nicht nach alter und neuer Fluoreszenz geordnet, sondern überwiegend wohl auch in AF. Der Handel sähe sich einer Nachfrage gegenüber, die er nicht, oder nur mit großem, schon an Dienstleistung grenzenden Aufwand erfüllen könnte.
Es ist zu vermuten, daß Sammlungen und Dubletten-Bestände im postfrischen Bereich überwiegend aus der alten Fluoreszenz bestehen, was unter anderem auch daran zu erkennen ist, daß Angebote fast ausschließlich undifferenziert erfolgen, also nicht nach AF und NF getrennt.
Wenn man diesen Aspekt berücksichtigt, sich die Auflagen einiger Werte der NF anschaut und gleichzeitig die Verwendungsmöglichkeit, lassen sich hochinteressante Schlüsse ziehen.
So wurde z.B. am 11.1.1979 die 25er als Porto für Massendrucksachen verausgabt (1982 wurde dieses Porto auf 35 Pfennige angehoben) und erreichte eine Gesamtauflage von 6,7 Mio. Stück. Die Sammel- bzw. Dublettenalben wurden ergänzt bzw. gefüllt und die Marke, ich erinnere mich an die Frankatur von Sieger-Werbung, für Massendrucksachen verwandt. Irgendwann war die AF aufgebraucht und es wurden in NF 924.000 Stück, also 3.080 Rollen, nachgedruckt. Das ist nach der MiNr. 19 (3 Mark mit schwarzem Aufdruck, 900.000 Stück) die zweitniedrigste Auflage des Sammelgebiets Berlin. Nur von Spezialisten beachtet, dürfte der weit überwiegende Teil dieser Teilauflage in NF seiner Bestimmung, der Frankatur von Massendrucksachen, den Papierkörben und dem Umtausch zugeführt worden sein.
Angenommen, es gelangten alle 25er-Rollenanfänge und -enden in Sammlerhände, dann gab es 3.080 Rollenanfänge und 3.080 Rollenenden?
Fast ausschließlich als Porto für Massendrucksachen ausgegeben, wurde die 25er in neuer Fluoreszenz hier für die Freimachung einer Drucksache der 2. Gewichtsstufe verwandt.
Nehmen wir einen weiteren hochinteressanten Wert, die 200 Pfennig, die eine Gesamtauflage von 10 Mio. Stück erreichte. Diese Marke wurde am 13.1.1977 zum Freimachen von Päckchen verausgabt. Auch sie wanderte wieder mehr als ausreichend einmal in Sammlerbestände - und wurde zum anderen massenhaft für den Päckchenversand verbraucht. Bis, ja bis zum 1.1.1979, denn da wurde das Päckchenporto auf 230 Pfennig angehoben. Und irgendwann wurde auch die 200er in NF nachgedruckt: 3.910 Rollen, also 1,173 Mio. Stück. Von Sammlern unbeachtet wurde auch sie verbraucht.
Die Abbildung zeigt einen Einschreiben-Rückschein-Ortsbrief, wobei eine der Marken rückseitig numeriert ist.
Weiterhin liegt die 190er bei einer Auflage von nur 1,665 Mio. in NF (Gesamtauflage 8,3 Mio.), der Wert zu 210 Pfennig bei 2,352 Mio. (Gesamtauflage 7,8 Mio.) und die 230er bei 2,922 Mio. (Gesamtauflage 9,3 Mio.) - von Sammlern weitestgehend unbeachtet.
Anders sieht es bei der MiNr. 615, der grünen 50er, aus. 1980 in AF verausgabt, war sie bald verbraucht und wurde in NF ab 1.7.1982 für Drucksachen und den Standardwert im Ortsverkehr in großer Stückzahl verbraucht. Die 50er in AF dürfte in Sammleralben trotzdem ausreichend vorhanden sein, als Rollenanfang oder -ende wird sie jedoch in NF höher gehandelt.
MeF der Mi.Nr. 532 A II als Drucksache.
Nicht nachvollziehbar, kam es 1987, nachdem bereits die Nachfolgeserie Sehenswürdigkeiten angekündigt war, noch zu einer weiteren Veränderung. Nur über die Versandstelle für Sammlermarken zu beziehen, gab die Post die beiden Werte zu 10 und 30 Pfennig der Berliner B&S noch im Indirekten Hochdruck, auch Letterset genannt, heraus. Von beiden Werten wurden je 2.000 Rollen á 500 Stück, also mit einer Gesamtauflage von zwei Millionen, verausgabt. Diese Werte dürften postfrisch in ausreichender Menge bei den Sammlern angekommen sein. Gestempelt oder auf Brief jedoch fällt ein besonders geringes Angebot auf.
Der nachfolgende Brief der 3. Gewichtsstufe wurde mit 8 Marken der Mi.Nr. 534 A II frei gemacht, wobei die 3. Marke der oberen Reihe den Plattenfehler "H von Deutsche gebrochen", aufweist.
Eine ganze Reihe von Teilaspekten bei den B&S sind übrigens auf der Seite "Auflagen" nachzulesen. Die dort genannten Auflagen z.B. für die Bogenmarken, so ist zu vermuten, können in etwa auch auf die Bogenmarken-Auflagen der übrigen Rollenmarkenserien übertragen werden. Die Aspekte jedenfalls sind hochinteressant.
Rollenmarken B & S
Der Hintergrund für die Ausgabe von Rollenmarken ist in erster Linie die möglichst rationelle Verfügbarkeit im Schalterbetrieb. Das früher am Schalter übliche Aufschlagen eines Vorratsbuches und dann folgendem Abtrennen einer benötigten Briefmarke aus dem Bogen wurde mehr und mehr als zu zeitaufwändig angesehen.
Schon die ersten Versuche verliefen erfolgreich. Da bei diesen Versuchen die Marken noch keine rückseitigen Nummern aufwiesen, war eine zur Schalterabrechnung notwendige Bestandsaufnahme sehr erschwert. Die ersten Rollenmarken lassen sich durch 11er-Streifen belegen, denn Bögen ließen maximal 10-Streifen zu.
Die rückseitigen Rollennummern machten dann ein schnelles Erkennen der Restmenge an Marken auf der Rolle möglich, spezielle Markengeber ein schnelles Abtrennen - und sie waren für Automaten geeignet.
Allerdings gab es Rollen, die diesen Anspruch nicht erfüllten: das waren solche mit sogenannten "Flickstellen". Riß die Papierbahn während der Produktion, wurde sie "geflickt" und durch eine rote Banderole gekennzeichnet, die wiederum jedoch zu Störungen in den Automaten führen konnte. Folglich wurden diese markierten Rollen ausschließlich im Schalterbetrieb verbraucht.
Die einzelnen Rollen wurden mit einer Banderole verschlossen, die den Inhalt beschrieb und deren Unversehrtheit nachwies, also, daß die Rolle komplett war. Für unterschiedliche Bereiche waren unterschiedliche Mengen an Briefmarken nötig, was dadurch gelöst wurde, daß die Rollen unterschiedliche Markenmengen aufwiesen. Rollen mit 100, 200, 300, 400, 500, 1.000, 2.000, 5.000 oder 10.000 Stück waren die Folge.
Der für diese Fertigung notwendige "Endlosdruck" produziert noch eine weitere sammelnswerte Besonderheit: Spitze und breite Ausgleichszähne (AZ), manchmal extrem spitz, manchmal extrem breit. Sie werden von der Maschine automatisch gesetzt, um Papierspannungen, die logischerweise entstanden, auszugleichen. Im nachfolgenden Bild kann man gut erkennen, wie die Zähnung langsam ins Bild läuft - und dann durch einen breiten Az wieder richtiggestellt wurde. Im umgekehrten Fall wird die Marke immer länger, was wiederum mit einem spAz berichtigt wurde.
Meistens am unteren Rand der Marke, können sie manchmal auch am oberen Bildrand auftauchen. In der nachfolgenden Abbildung ist sehr gut zu erkennen, daß durch diese AZ unterschiedlich große Marken entstanden.
Im Allgemeinen weist die erste Marke einer Rolle die der Rollengröße entsprechende Zahl auf, die dann in Fünferschritten bis zur Nummer 5 auf der fünftletzten Marke der Rolle fortgeschrieben wird - was nicht immer ohne Probleme war. Da taucht die Frage auf, ob die Abrechnung des Postbeamten noch stimmte.
Damit (mit den damaligen technischen Möglichkeiten) auch die letzte Marke einer Rolle über den Automaten verkauft werden konnte, war es nötig, an die letzte Marke einer Rolle vier sogenannte Leerfelder anzukleben. Die Farbe dieser Leerfelder hing mit dem Vorrat der Post an solchem Papier zusammen und spielte, zumindest für die Post, insofern offensichtlich keine Rolle. Nur dadurch ist es möglich, daß deren Farbe von grau über gelb bis grün / türkis in vielen Nuancen wechselte und z.B. bei B&S Einzelwerten bis zu 5 verschiedene Rollenendfarben (RE) aufwiesen. So konnte es passieren, daß kleine Restmengen solchen Papiers bei der nächsten Rollenmarken-Serie Verwendung fanden und somit zur teuren und gesuchten Seltenheiten wurden.
Bei der nachfolgenden Abbildung kann man, von oben nach unten, 4 verschiedene RE-Farben erkennen: grün (mit Dextrin- oder Planatol-Gummierung), blautürkis, helltürkis sowie gelbtürkis. Türkis und grautürkis ergänzen das Farbspektrum.
Sammelempfehlung B & S
Von dieser Serie gehen starke Sammelreize aus, u.a., weil noch so vieles im Dunkeln liegt. "Frühzeitig", also heute begonnen, hat man die Chance, in einem noch nicht entsprechend aufgestellten Markt in aller Ruhe und zu noch sehr moderaten Preisen die "Bonbons" zu suchen, die unter anderem wieder Spaß in unser Hobby bringen. Weiterhin würde ich empfehlen, ich tue das seit vielen Jahren, diese Suche auf Auktionen im Internet, z.B. bei ebay, zu beschränken, weil dort im Gegensatz zum Handel nur das bezahlt werden muß, was die Marken auch tatsächlich wert sind.
Um sich diesem Vergnügen widmen zu können, benötigt man zuallererst eine Prüflampe. Es gibt sie im Fachhandel, sie ist nicht allzu teuer und man braucht sie auch zu vielen anderen Gelegenheiten.
Dann sollte, wenn es nicht schon längst entschieden ist, überlegt werden, ob man, wenn man Berlin sammelt, dies nicht in allen Varianten, also postfrisch, gestempelt und auf Brief tut. Die Gründe, vor allem für die absoluten Qualitätsvarianten, sprechen eindeutig für sich.
Den Nachweis der Bogenmarken, die es ja nicht in unterschiedlichen Fluoreszenzen gibt, sollte man immer im Kopf haben. Zentrisch Voll-Gestempelt sind sie übrigens eine Besonderheit.
Dann würde ich empfehlen, nachdem man die eigenen Bestände mit der neuen Prüflampe geprüft und sortiert hat, die fehlenden Werte nach und nach zu ergänzen bzw. zu suchen. Da es sich um eine "Rollenmarken-Serie" handelt, sollte man auch nach Marken mit rückseitiger Zählnummer suchen. Spezialisten sammeln übrigens 3er-, 5er- oder 6er-Streifen (2 Nummern!) und unterscheiden nach Rollengrößen. Bei der AF gibt es die MiNr. 534, 535, 537, 611 und 614 in je zwei Rollengrößen, bei der NF die 588, 611, 614 und 674.
Hat man die Chance Rollenanfänge zu bekommen, sollte man zugreifen. Nehmen wir zum Vergleich die MiNr. 540 (die 200er) als Einzelmarke. Als Normalmarke in AF bringt sie es auf € 5,20 während das in NF € 11,20 sind. Der Rollenanfang kostet in AF € 10,--und in NF sage und schreibe € 60,-- sind. Erinnern wir uns! Meistens erfolgen die Angebote undifferenziert!
Rollenenden sind für den Liebhaber von Rollenmarken das Tüpfelchen auf dem i. Hier gibt es, zumal durch die drei Ausgabearten der B&S, eine Vielzahl von Möglichkeiten, vom erschwinglichen bis in den kostspieligen Bereich. Die Wahrscheinlichkeit, daß es da komplette Sammlungen gibt, ist sehr gering. Aber gerade dieser Umstand ist Anreiz, die eigene Sammlung wenn möglich um solch dekorative Varianten zu ergänzen.
Zwei interessante Belege sind nachfolgend abgebildet. Jeweils ein RE 1+4 in grün und in gelbtürkis am Ersttag verwendet auf Ortsbrief + Eilboten, rückseitig Ankunftsstempel. Ab 1.1.1979 kostete diese Versendungsart DM 2,90, war also nur ganze 6 Wochen möglich.
Entschließt man sich zur umfangreichen, alles umfassenden Variante, dann sollte man auch mal ins Auge fassen, ob man sich den "Michel Handbuch-Katalog Rollenmarken Deutschland" zulegt. Er bietet einen spezialisierten Einblick in den gesamten "Rollenmarkenbereich" seit 1905 mit vielen weiteren Varianten. Der Preis ist hoch, lohnt aber, weil er eine Anschaffung für sehr viele Jahre ist
Markenheftchen und Zusammendrucke B & S
Zu früheren Zeiten eher nebensächlich und nur eine Sache für Spezialisten, haben sich die Markenheftchen (MH) gemausert und breites Interesse gefunden.
Der Grund hierfür war eine grundlegende Änderung des Druckverfahrens während der Ausgabezeit der Rollenmarkenserie "Unfallverhütung" (UV). Wurden MH früher durch Heraustrennen der Heftchenblätter (H-Bl.) aus Markenheftchenbogen (MHB) gefertigt, konnten ab 1974 (MH 9) durch ein neues Druckverfahren diese H-Bl. im Endlosdruck hergestellt werden, was der Post in jeder Hinsicht Vorteile brachte.
Früher waren die Einzelmarken aus Markenheftchen von den allgemeinen Ausgaben nicht zu unterscheiden, "lediglich" die Zusammendrucke stellten, zumindest für Spezialisten, etwas Besonderes dar.
Zwar nach wie vor mit identischen Motiven zur RM-Serie, unterschieden sich die EZM nun jedoch plötzlich dadurch, daß sie entweder oben oder unten geschnitten waren. Der Michel katalogisierte diese Marken als eigene Ausgaben mit den Unterbezeichnungen "C" für oben geschnitten und "D" unten geschnitten. Will man das Sammelgebiet komplett haben, gehören diese Marken als eigene Ausgabe also zwingend dazu.
Das war wohl der eigentliche Knackpunkt für das Sammelgebiet "Markenheftchen".
Bedingt durch zwei markante Portoerhöhungen zum 1.1.1979 und 1.7.1982 kam es bei den "B&S" Berlin zur Ausgabe von 4 verschiedenen Markenheftchen (MH 10 bis MH 13), wobei die Herausgabe des MH 11 nur dem Umstand zu verdanken war, daß sich das Motiv des 50 Pfennig-Wertes von Schloß Neuschwanstein in Wasserschloß Inzlingen und die Farbe von rot in grün änderte. Die MH 12 und 13 wurden wegen der Erhöhungen des Briefportos 1979 (auf 60 Pfennig und 1982 auf 80 Pfennig) verausgabt.
Zu dieser Zeit hatte sich eine zwar schon seit langem zurückhaltend genutzte, Ende der 70-er Jahre jedoch sehr lebhaft gesteigerte Nachfrage der Wirtschaft nach Werbemöglichkeiten aufgebaut, der die Post durch den Verkauf der beiden Innenseiten der MH zu Werbezwecken gerne nachkam. Jede neue Werbung ergab demnach, obwohl das H-Bl. immer identisch war, ein neues MH mit eigener MiNr.
So gibt es vom MH 10 zwei, vom MH 11 sage und schreibe 11 Werbevarianten (beim Bund waren das sogar 39!), während es beim MH 12 und 13 je drei verschiedene gab. Unterschieden werden diese Varianten mit dem Zusatz a, b, c, also 11 a, 11 b, 11 c usw.. Links die alte, rechts die neue Fluoreszenz mit schönen Stempeln der Postämter 317 und 653.
Die Post apostrophierte diese vielen, nur durch Werbeeindrucke unterschiedlichen MH nicht etwa als Neuausgaben oder lieferte sie gar im Abo aus, nein, die erschienen einfach, fertig. Es war wirklich nicht einfach, komplett zu sein bzw. zu bleiben.
Daß bei einem so üppigen Ausgabenumfang Marken- und auch Deckeldruckfehler nicht ausbleiben konnten, ist auch klar. Und die waren sehr umfangreich. Während im Michel-Handbuch-Katalog Markenheftchen alleine schon 41 Abbildungen zur Verfügung stehen, bietet der Prüfer für Zusammendrucke, Markenheftchen und Rollenmarken Horst K. Schmidl noch eine weit umfänglichere Liste.
Besonders betroffen waren bei den Markendruckfehlern die 10er (MiNr. 532) und die 30er (MiNr. 534), wobei in einem Heftchen schon auch mal mehrere Plattenfehler gleichzeitig zu finden sind. Ich denke, ich übertreibe nicht, wenn ich diesen Bereich als ein Eldorado für forschungsvernarrte Sammler bezeichne.
Auf jedem 50. MH ist ein roter "Zählbalken". Je Blister, so nennt man den Plastik-Behälter der MH, werden 50 MH verpackt. Dem diese Aufgabe erfüllenden Personal wird die Arbeit dadurch wesentlich vereinfacht - mit einem Griff hatte man 50 MH verpackt.
Aber nicht nur dieser Bereich bietet dem Spezialisten Besonderes. Erinnern wir uns, B&S gibt es in zwei verschiedenen Fluoreszenzen - natürlich also auch bei den MH. Während es das MH 10 nur in AF und das MH 13 nur in NF gab, kann man die MH 11 und 12 nach alter und neuer Fluoreszenz unterscheiden - und, logischerweise, auch die Zusammendrucke daraus.
MH 10, das erste B&S-Heftchen war noch mit der roten 50er "Neuschwanstein" bestückt, es gab zwei Werbevarianten und je zwei Deckelvarianten, die Auflagen lagen bei ca. 3,4 bzw. 3,8 Mio. Stück.
MH 11 gab es in 14 Werbevarianten, die ersten beiden, also 11 a und 11 b, wurden noch in AF verausgabt (Auflage je 750.000 Stück), die übrigen, also 11 c bis 11 p beinhalten die NF. Wie üblich dürfte auch hier die erste Ausgabe, vielleicht noch die zweite (beides AF!), die in Sammlungen am meisten vertretene sein. Wie schon an anderer Stelle erwähnt, gab es die verschiedenen Werbeausgaben nicht mit Ankündigung oder gar im ABO, sie tauchten einfach "irgendwo" auf. Folglich war es schon etwas schwieriger, "komplett" zu sein. Aber mal ehrlich, ist nicht gerade so ein Umstand der wirkliche Spaß am Sammeln?
Obwohl 1980 und 1982 wegen der Portoerhöhungen die MH 12 und 13 verausgabt wurden, wurde das MH 11, das erstmals ebenfalls 1980 auftauchte, bis 1988 (Ausgabe 11 p) mit immer wieder neuen Varianten herausgegeben. Die MH 11 d und 11 e hatten bei der NF mit je 750.000 Stück die niedrigsten Auflagen, die meisten übrigen lagen um 1 Mio., lediglich 11 h lag mit 5,2 Mio. deutlich über den übrigen MH.
Trennt man nach AF und NF, dann gibt es von MH 11 mit AF 1,5 Mio., in NF jedoch über 17 Mio. Stück.
Von den MH 11 c, 11 d und 11 e gibt es eine ganze Reihe von Deckeldruckvarianten, die teils erhebliche Aufschläge rechtfertigen.
MH 12 gab es in drei Werbevarianten, wobei 12 a und 12 b in AF mit einer Auflage von je 750.000 Stück (1,5 Mio. Gesamt) Heftchenblätter in AF und von 12 c 1,2 Mio. Stück in NF.
Identisch aussehend, handelt es sich jedoch je um die alte und die neue Fluoreszenz.
Das MH 13 erschien 1982 zur Standardbrief-Portoerhöhung von 60 Pfennig auf 80 Pfennig innerhalb von drei Monaten in ebenfalls drei Werbevarianten. Analog der Gesamt-Teilausgabe B&S 1982 gab es diese Ausgabe nur noch in NF. Das MH 13 a hatte eine Auflage von 1,5 Mio., MH 13 b 1 Mio. und das MH 13 c 1,5 Mio..
Ich denke, und das setze ich auch in meiner Art zu sammeln um, daß die MH in ihren diversen Varianten vollständig haben zu wollen, unabdingbar mit dem Sammeln der Zusammendrucke daraus verbunden ist.
Generell ist dies bei den B&S, zumindest in der postfrischen Variante, noch relativ einfach zu bewerkstelligen. Die MH sind z.B. bei ebay noch sehr günstig zu bekommen - und auf Grund der Bezeichnung kann man bei den MH 11 und MH 12 leicht nach alter und neuer Fluoreszenz unterscheiden, weil, logisch, auch die ZD in beiden Fluoreszenz-Varianten gesammelt werden.
Die Königsdisziplin ist jedoch auch hier, und das ist ja zwischenzeitlich nicht mehr wirklich Neu, die gestempelte Variante. Dabei muß man jedoch beachten, daß es zwischen gestempelt und gestempelt riesige Unterschiede gibt.
Heftchenblätter (H-Bl.) mit Berlin-12 Stempel gibt es in großer Zahl - von den 8 Marken eines H-Bl. sind dabei je 4 mittig gestempelt - und sehr günstig zu bekommen. Stempel von den übrigen Postämtern Berlins sind jedoch kaum zu finden - und schon relativ hoch beboten.
Auf keinen Fall darf man nun glauben, daß man, wenn man ein so gestempeltes MH besitzt, durch einfaches Zertrennen auch gestempelte Zusammendrucke besitzt. Mitnichten, sammelwürdige ZD müssen entweder idealerweise zentrisch vollgestempelt, zumindest aber mit einem vertikal zentrischen ¾-Stempel versehen sein. Die Abbildungen sollen darstellen, was damit gemeint ist. Lesbare Stempel (Ort und Datum) z.B. von Berlin 11 kann man, aufgrund der teilweise großen Schwierigkeiten, einen bestimmten Zusammendruck in der gewünschten Qualität zu bekommen, noch akzeptieren. Man darf gespannt sein, und das nicht nur bei B&S, wie sich die Preise für ideal gestempelte Zusammendrucke entwickeln werden.
Der Michel Handbuch-Katalog Markenheftchen Bund und Berlin, der einen guten Überblick über dieses Sammelgebiet bietet, listet dabei auch die möglichen ZD auf. Sehr schnell wird man jedoch merken, und sich fragen warum, daß z.B. weder die waagerechten Paare der 10 Pfennig, noch 4er-Streifen, noch ZD mit anhängendem Heftchenrand bewertet werden. Und was für einen Wert haben denn 4er- oder 6er-Blöcke?
Letzteres ist vielleicht teilweise dem Umstand geschuldet, daß der Michel noch nicht nach AF und NF unterscheidet.
Daß die Katalogpreise auch hier total daneben liegen, weiß man ja zwischenzeitlich. Man weiß ja auch, daß sie keinen Sammlerwert nennen, sondern Preise sind, zu denen der Handel verkaufen (mit deftigen Aufschlägen) bzw. (mit für Sammler schmerzhaften Abschlägen) kaufen möchte. Um so schlimmer ist es, daß sie im postfrischen Bereich viel zu hoch sind und im gestempelten Bereich Klassifizierungen und gerechte Bewertungen fehlen. Aber das kennen die Leser meiner Seiten ja schon, denken eh selbst, handeln entsprechend - und haben Sammelspaß pur.